Ich erinnere mich, dass ich Krug zum ersten Mal bei einer Blindverkostung probiert habe. Damals wusste ich noch nicht viel über Krug oder die Geschichte des Hauses, aber es war ein sehr emotionales und sogar philosophisches Erlebnis. Ich erinnere mich an die Worte des Sommeliers: „Stellen Sie sich vor, Sie könnten nicht sehen“, sagte er, als wir die Krug Grande Cuvée 167ème Édition verkosteten, und er ermutigte uns, uns auf unseren Geruchs- und Geschmackssinn zu konzentrieren. Er sagte, wir sollten bereit sein, etwas Neues zu entdecken. Als ich den ersten Schluck Krug Champagner trank, war ich sofort überwältigt von der angenehmen Frische, der Komplexität und den zarten Bläschen. Es war, als würde man durch seinen Mund hindurch Licht sehen.

Ich behalte immer das Wort „Restaurant“ im Hinterkopf, das von dem französischen Wort „restaurer“ für „wiederherstellen“ abstammt. Daraus hat sich meine Philosophie entwickelt, dass jeder, der durch unsere Tür kommt, danach strebt, etwas in seinem Leben zurückzubekommen. Die dahinter stehende Motivation könnte zum Beispiel Hunger, Emotionen oder etwas ganz anderes sein. Deshalb ist es unsere Aufgabe, den Gästen das zu bieten, nach dem sie suchen: eine angenehme Umgebung, guten Service und köstliches Essen. In meine Philosophie fließen auch Elemente meiner venezolanischen Wurzeln und meines Savoir-faire ein. Mit meinem Wissen, das ich in der französischen und spanischen Kochausbildung und in zwei 3-Michelin-Sterne-Restaurants erworben habe, mische, verfeinere und verbessere ich Aromen, die normalerweise als rustikal und rau angesehen und mit Street Food assoziiert werden. Liebe zum Detail, Raffinesse und Eleganz sind sehr wichtig, aber Spontaneität und Emotionen spielen zugleich eine ebenso große Rolle.

Ich glaube, dass Musik und Essen eng miteinander verbunden sind. Ich sehe beide als eine Kunstform an: Sie sind wie eine universelle Sprache, denn selbst wenn man nicht unbedingt dieselbe Sprache spricht, kann man Musik und Essen trotzdem verstehen und genießen. Erwähnenswert ist auch, dass die Küche von MONO viel Improvisation erfordert. Damit ähnelt sie der Jazzmusik, bei der die Bandmitglieder spontan neue Melodien kreieren. Ich persönlich finde, dass bei einem Konzert die Improvisation auch der spannendste Teil eines Lieds ist. Wenn mein Team und ich im MONO kochen, haben wir das Gefühl, jeden Tag eine Live-Show zu spielen, bei der alles passieren kann. Nur mit Training und Erfahrung können wir unsere Leistung verbessern.

Meine momentane kulinarische Leidenschaft sind lateinamerikanische Zutaten. Ich denke, die Zukunft der Gastronomie liegt ohne Zweifel in Lateinamerika, wo es so viele Bergregionen und Gebiete gibt, die erst in den letzten Jahren entdeckt wurden. Südamerika hat der Welt so viele Dinge zu bieten. Also ist meine momentane Leidenschaft, mein eigenes Land wiederzuentdecken und meine Gäste über die Speisen, mit denen ich aufgewachsen bin, auf eine Entdeckungsreise nach Lateinamerika mitzunehmen und Gerichte und Zutaten vorzustellen, die auf dieser Seite der Welt nur sehr schwer zu finden sind.